Page 14 - Willy Blaser - der vergessene Krieg
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Halt zum Nachtessen


Ohne Hotelreservation stehe ich um 05.30 Uhr am Busbahnhof in Dien Bien Phu. Überall auf
der ganzen Welt wird man als ankommender Tourist üblicherweise von einer Schar
Hotelvermittler bestürmt. Nicht aber hier. Es versteht auch keiner das Wort „Hotel“! Nach
kurzem Palaver fährt mich einer der zahlreichen Mofa-Taxifahrer in die Stadt zu einem

grossen, noblen Hotel. 900‘000 Dong (45 US-Dollars) für das billigste Zimmer. So was liegt klar
ausserhalb meines Budgets. Das Zweite Hotel will 700‘000 Dong. Schlussendlich landen wir
erneut beim Busbahnhof. Vis-a-vis davon gibt es einige Gästehäuser für 250‘000 Dong mit
Aircon und TV. Ok für vier Tage und schon ist wieder eine Million weg. Der Mofa-Taxifahrer
verlangt für seine Herumfahrerei die kaum zehn Minuten gedauert hat 200‘000 Dong, 10 US-
Dollars. So eine Frechheit. Der erste Kontakt endet mit einem Misston. Es wird nicht der Letzte

sein.

Meine ersten Eindrücke sind gemischt. Ohne Stadtplan fühle ich mich etwas verloren. Wo
befindet sich das Stadtzentrum, wo das Tourist office, wo die Reisebüros, die Restaurants, die
Internets ? Die Stadt ist wie ausgestorben. Neben meinem Gästehaus gibt es ein paar kleine
Imbissstuben. Zeit zum Frühstücken. Doch auch dies ist eine Enttäuschung. Knusprige
Baguettes mit Butter und Marmelade und einem Milchkaffe gibt es nicht, nur Nudelsuppen.
Die Verständigung ist äusserst mühsam. Ich lasse mich von einem Mofa-Taxifahrer zu einer
Stadtrundfahrt überreden. Der Preis von 200‘000 Dong scheint mir diesmal angemessen.

Leider spricht auch dieser nur sehr wenige Brocken Englisch. Egal, mit der Rundfahrt werde ich
mir ein erstes Bild machen können, wo und wie weit die verschiedenen Sehenswürdigkeiten
liegen. Die Rundfahrt endet eher enttäuschend. Von den französischen Stützpunkten ist nicht
viel zu sehen, alles ist zudem nur auf Vietnamesisch angeschrieben. Als Hauptattraktionen
gelten die Hügel „Dominique“ und „Eliane, das Hauptquartier vom Kommandeur von Dien
Bien Phu, Oberst de Castries, sowie der vietnamesische Kriegsfriedhof. Das Museum ist wegen

Renovationsarbeiten leider zu.

„Normale“ Touristen haben denn hier auch nicht viel verloren. Diese reisen sowieso lieber zur

Halong Bay. Seit der naheliegende laotische Grenzposten für Touristen offen ist, treffen in
Dien Bien Phu vermehrt Rucksacktouristen ein. Diese sind aber meistens auf der Durchreise
nach Sapa.



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