Page 24 - Willy Blaser - der vergessene Krieg
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Zwei Tage würden für einen Besuch von Dien Bien Phu völlig genügen. Bis zu meinem Rückflug
nach Hanoi muss ich mich aber noch zwei weitere Tage herumschlagen. Zum Entsetzen, wohl
auch Unverständnis der mir ständig auflauernden Mofa-Taxifahrer, werde ich heute die Stadt
auf eigene Faust besichtigen. Die verschiedenen Sehenswürdigkeiten kann man aber ohne
weiteres zu Fuss besuchen, sollte dazu aber nicht um die Mittagszeit starten. Die Hitze ist
mörderisch. Als guter Orientierungspunkt gilt der Hügel „Dominique“ mit seiner grossen,
zwanzig Tonnen schweren Bronzestatue. Die 319 Treppen hinauf sind recht anstrengend, zur
Belohnung gibt es aber einen schönen Rundblick auf die Stadt und die umliegenden Berge.
Etwa einen Kilometer südlich befindet sich “Eliane”. An den Souvenirs Verkaufsständen
werden „Piastre de commerce“, alte französische Geldmünzen als Souvenirs verkauft. Wer es
noch nicht weiss, es sind Fälschungen. Von „Eliane“ ist es nicht weit zum französischen
Kriegsdenkmal und dem HQ von de Castries. In der naheliegenden Umgebung liegen einzelne
französische Tanks und Artillerie verstreut. Um die Ecke, nur etwa dreihundert Meter weiter,
ist die alte französische Brücke. Hier stand das Hauptquartier von Artilleriekommandant
Piroth. Damit wäre die Besichtigungstour abgeschlossen. Einige Kilometer südlich befinden
sich noch „Isabelle“ und das „Noong Nhai“ Memorial, welches an die 444 Opfer einer
französischen Bombe erinnern.
Auf dem Rückweg ins Gästehaus, entdecke ich ein nettes kleines Cafe-Restaurant. Das
Angebot auf der Tafel lautet verlockend: Sandwich und Deutsche Wurst mit Brot. Dies wäre
doch mal eine willkommene Abwechslung nach den Nudelsuppen und gebratenem Reis der
letzten Tage. Mit grosser Freude bestelle ich eine Deutsche Wurst. „No have – haben wir
nicht“. So gibt es erneut gebratener Reis mit Hühnerfleisch. Heute fliege ich nach Hanoi
zurück. Der Abflug ist erst um 16.00 Uhr. Ich steige nochmals die 319 Treppen zu „Dominique“
hinauf. An Sonntagen herrscht hier recht viel Betrieb. Vietnamesische Touristen aus nah und
fern kommen hierher um das Siegesdenkmal zu besuchen. Ein Erinnerungsfoto zusammen mit
einem Ausländer scheint sehr beliebt zu sein. Ich werde einige Male dazu gebeten. Ab und zu
kommt es sogar zu einem Gespräch.
„Where do you come from? – woher kommst du?“
“Aus der Schweiz”
„Ah, from Sweden?“
„Nein, from Switzerland, Uhren, Omega, Rolex, Schokolade, Roger Federer“
„Oh, I see, thank you“.