Page 17 - Willy Blaser - Auf Umwegen nach Kathmandu
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Bei Somam
Erste Meldungen aus Kathmandu berichten von einem Dutzend Toten. In der darauf folgen-
den Nacht gibt es erneut einige Nachbeben. Um 05.00 Uhr morgens werde ich allerdings auf
unsanfte Weise aus dem Bett gerissen. Ein Beben der Stärke 6,7 sorgt erneut für Panik. Strom
und Internet funktionieren inzwischen jedoch wieder. Auf CNN erfahre ich mehr über die Si-
tuation. Die Meldungen beschränken sind jedoch auf Kathmandu. Die Bilder der vielen einge-
stürzten Häuser gehen einem „unter die Haut“. Von den Schäden ausserhalb des Kathmandu-
Tales, in den Dörfern nahe am Epizentrum gelegen, ist noch nichts bekannt. Man vernimmt,
dass der Flughafen in Kathmandu für die zivile Luftfahrt geschlossen ist. Daher auch keine
Flugverbindungen mit Pokhara mehr. Auch die Strasse Kathmandu – Pokhara ist gesperrt. Wir
sind hier in Pokhara quasi von der Umwelt abgeschnitten. Der einzige mögliche Fluchtweg aus
dem Lande wäre die Strasse an die indische Grenze. Aber als Tourist ohne Visum käme man
auch nicht weit.
Das Epizenter liegt etwa in der Mitte zwischen Kathmandu und Pokhara
Am frühen Nachmittag bebt es erneut: Stärke 6,1. Ich bin im Hotelzimmer im 2. Stock, als ich
draussen Frauenschreie höre. Ich denke an einen Streit, begebe mich auf den Balkon, als mir
alle zurufen „Erdbeben, Erdbeben, komm schnell aus dem Hause“. Als ich im Garten ankom-
me, ist es schon vorbei. Zwei solch starke Nachbeben innert kurzer Zeit, dies gibt einem schon