Page 31 - Willy Blaser - Auf Umwegen nach Kathmandu
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Freund und Leid
Wie Freud und Leid manchmal so nah beieinanderliegen können. Noch vor drei Wochen die-
ser Empfang mit dem nepalesischen Neujahrsfest und jetzt diese Katastrophe. Zwei Wochen
nach dem Beben ist die Zahl der Opfer auf 7903 gestiegen und es ist zu befürchten, dass sie in
den nächsten Tagen eine zweistellige Zahl erreicht wird. Viele abgelegene Dörfer konnten erst
jetzt erreicht werden. Noch immer fehlt jegliche Spur der vermissten ausländischen Trekkern
im Langtang-Gebiet.
Es mag berechtigte Kritik an die Adresse der nepalesischen Regierung über die anfängliche
schleppende Hilfe gegeben haben. Oftmals haben wir im Westen jedoch keine blasse Ahnung
über die Problematik in solchen Ländern, wo in vielen Gebieten keine existierende Infrastruk-
tur steht. Schwer verständlich ist trotzdem, wie in einem Lande wie Nepal, mit Tausenden von
Dörfer welche oft nur nach mehrtägigen Tagesmärschen erreicht werden können, die Armee
lediglich 17 Helikopter besitzt!
Bei der Berichterstattung in den Medien wurde irreführenderweise immer von Kathmandu ge-
sprochen. Das Kathmandu-Tal hat jedoch eine Fläche von 950 Km² und besteht aus mehreren
Städten. Im Grossraum Kathmandu leben ca 1.5 Mio. Einwohner.
Das Kathmandu-Tal
Folgenschwere finanzielle Konsequenzen wird auch die Annullation der Bergsteigersaison ha-
ben. Alleine für den Mount Everest hat die Regierung 3.3 Mio. CHF an Royalities – Bestei-
gungsgebühren eingenommen. Tourismusexperten befürchten nun auch, dass infolge des Be-
bens die Touristen in der kommenden Herbstsaison ausbleiben werden. Dies wäre eine wei-
tere Katastrophe für das Land. Auch die Landwirtschaft könnte schwer getroffen werden.
Wenn in den nächsten Wochen die Bauern vor dem Monsun ihre Felder nicht bestellen kön-
nen, droht ein grosser Teil der Ernte auszufallen. Zum Glück werden im Terai (Gebiet an der