Page 31 - Willy Blaser - Trekking zu den Ganges-Quellen
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Old Tehri: hier entsteht der 5. grösste Staudamm der Welt - Bild rechts: Sandesh filling up the damm!
Srinagar: Alaknanda-Fluss
Wo sich Göttinnen treffen
Wir übernachten in Rudraprayag (610 m), ein indisches Kaff nicht ganz ohne
Sehenswürdigkeiten. Von hier aus führt eine Strasse nach Kedarnath. Die Stadt ist berühmt
weil hier die beiden Flüsse, Mandakini (aus Kedarnath kommend) und Alaknanda,
zusammenfliessen. Jeder Fluss in Indien hat eine Göttin und wo sich zwei Göttinnen treffen ist
dies ein heiliger Ort. An jedem „Prayag“ = Zusammenfluss gibt es daher einen Tempel wo
gebetet wird und auch Leichen verbrannt werden. Als wir vom Tempel die Treppe
zurücklaufen begegnen wir einer Kolonne von Leuten, welche eine in einem weissen Tuch
eingerollte Leiche hinunter zum Zusammenfluss tragen. Sandesh erklärt uns, dass es in Indien
Tradition ist Kinder bis 11- 12 Jahren zu beerdigen, Babys dagegen dem Fluss zu übergeben.
Durch Aufklärung versuche die Regierung seit einigen Jahren jedoch diese Mentalität aus
Umweltsüberlegungen (Wasserver-schmutzung) zu ändern und zu stoppen. Auf dem Rückweg
ins Hotel begegnen wir vier jungen Frauen in farbenfrohen Sahris. Wir kommen ins Gespräch.
Ich möchte endlich mal wissen, wie man erkennt ob eine Frau verheiratet ist oder nicht. Alle
„giggelen“ zunächst über meine Frage, doch nun ist alles klar. Allgemein wird angenommen
dass es der mitten auf der Stirne aufgemalte rote Punkt ist. Dem ist nicht ganz so. Es gibt zwei
verschiedene rote Punkte: Das Bindi und das Tikka. Das Bindi wird von ledigen wie von
verheirateten als Schmuck getragen, wobei die Farbe unterschiedlich sein kann. Nach der
Heirat tragen Hindu-Frauen dagegen, nebst dem roten Strich in der Haarwurzel, ein grosser
roter Bindi. Oft wird dies fälschlicherweise als Tikka bezeichnet. Das Tikka hat jedoch eine ganz
andere Bedeutung. Ein Tikka bekommen verheiratete wie unverheiratete Frauen meistens