Page 16 - Willy Blaser - Vorzeitiges Weihnachtsgeschenk
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Mit einem blauen Auge davon gekommen
Wie durch ein kleines Wunder ist Maydolong von diesem schrecklichen Taifun mit einem
blauen Auge davon gekommen. Nicht so Tanauan, südlich von Tacloban gelegen, wo Bruno
Heller (63), aufgewachsen in Rorschacherberg am Bodensee, lebt. Vor sechs Jahren ist er in die
Philippinen ausgewandert und lebt dort mit seiner Freundin und zwei Kindern (zwei Mädchen
9 und 10 Jahre alt). Sein Dorf wurde vom Taifun fast komplett zerstört. In seinem Beitrag vom
20. November auf Facebook erzählt er auf eindrückliche Weise, wie er diese unglaubliche
Katastrophe erlebt hat. „Am 6. November, zwei Tage vor dem Taifun haben wir angefangen
uns auf „Haiyan“ vorzubereiten. Wir haben die Notvorräte aufgefüllt, Teigwaren, Reis,
Konserven, Trinkwasser, Kerzen und Gas, alle Batterien und Händys aufgeladen. Wir werden
wahrscheinlich für einige Tage ohne Strom auskommen müssen. Langsam füllt sich unser Haus.
Die Jüngste ist 1 ½, die Älteste 84. Alles Verwandte die in Hütten wohnen, die von Hochwasser
bedroht sind. Die Häuser haben Nippa Dächer, die wahrscheinlich wegfliegen würden. Wir
haben ein relatives stabiles Steinhaus, wobei ich dem Blechdach nicht so recht traue. Ich habe
fast stündlich die Sturmprognosen im Internet angesehen. Die Amerikaner haben Supertaifun,
also die höchste Stufe zwei Tage vor den Philippinen ausgerufen. Wir haben die Kokospalme
vor dem Haus und einen Mangobaum hinter dem Haus gefällt. Alles was wir konnten haben
wir ins Haus gebracht oder festgebunden. Der Strom fiel schon vor dem Taifun aus. Oma,
Kinder und einige Verwandte haben wir in unser Haus evakuiert. Insgesamt waren wir 25 Leute
in meinem Haus, das gemauerte Wände und ein solides Blechdach hatte. Die Ankunft des
Taifuns in Leyte war zwischen 10 und 12 Uhr angekündigt. Nur „Haiyan“ wurde gegen Schluss
noch schneller und gefährlicher und erreichte uns ca. um 07.30 Uhr. Die Türen waren
verbarrikadiert und wir waren noch zuversichtlich. Der Wind verursachte ein seltsames
Rauschen. Die ersten Böen liessen die Fenster erzittern. Zwischendurch konnte ich durch die
Fensterritzen nach draussen schauen. Es flogen Dachteile, Bäume und weiss nicht was alles
durch die Luft. Ich konnte zusehen, wie das ganze Dach meines Nachbars wegflog. Das Dach
war neu. Das Haus des anderen Nachbars konnte ich Stück für Stück wegfliegen sehen. Dann
kam das Wasser. Ich habe mich gewundert, woher dieses kam. Ich habe es probiert und es war
salzig. Das war eine brutale Erkenntnis. Mir war sofort klar, dass eine riesige Welle mit dem
Taifun auf Land getroffen ist. Alle Möbel schwammen durch das Haus. Durch die Höhe des
Wassers kippten auch Regale, bye bye TV, Notebook, Händy usw. Wir machten ein Loch in die
Decke und hievten die Leute da hinauf. Ich blieb mit zwei anderen unten. Innert kürzester Zeit
stand mir das Wasser bis fünf Zentimeter unter den Hals. Nachdem das Wasser abgeflossen