Page 12 - Willy Blaser - Solo Khumbu, Wiedersehen nach 33 Jahren
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Tagebuch des Trekkings


Tag 1 / 12. Oktober – Domestic Airport Kathmandu


Gemäss Flugticket ist mein Flug nach Lukla für 11.00 Uhr vorgesehen. Am Vorabend wird
dieser auf 09.20 Uhr vorverschoben. Alles kann sich hier so schnell ändern. Um 06.45 Uhr bin
ich wieder einmal am Domestic Flughafen. Vor dem Schalter der Fluggesellschaft TARA
herrscht ein kleines Chaos. Inmitten von Rucksäcken, Leki Stöcken, Säcken von Knoblauch,
Schachteln und Trekkingtaschen sitzen die wartenden Passagiere am Boden. Das Chaos wird
zusätzlich durch die mangelnde Information noch verschlimmert. Würde man am
Eincheckcounter Tafeln mit der Flugnummer anbringen die gerade oder als nächste

abgefertigt wird, würde dies schon viel dienen. Aber so drängeln sich alle neu eintreffenden
Passagiere nach vorne zum Schalter um sich zu informieren. Um 10.00 Uhr kommt endlich
Bewegung auf. Die Passagiere des 07.30 Uhr Fluges werden eingecheckt! Es heisst, dass die
Flüge wegen Bodennebels in Kathmandu nicht starten konnten. Tja, da werden wir uns wohl
noch etwas weiter gedulden müssen. Gegen Mittag sind die Flüge wegen zu starkem Wind in
Lukla für zwei Stunden eingestellt. Auch das noch! Um 15.00 Uhr scheinen sich die

Verhältnisse gebessert zu haben. Ein Flug wird abgefertigt. Beim nächsten sollte ich dabei sein.
Soweit kommt es aber nicht. Um 16.30 Uhr werden die restlichen Flüge offiziell annulliert.
Wieder Flugticket umbuchen, wieder 650 Rupien für das Taxi bezahlen, wieder neues
Hotelzimmer suchen, ach, Alles ist so mühsam.


Tag 2 / 13. Oktober – Flug Kathmandu (1340 m) – Lukla (2840 m)


Der neue Flug ist auf 11.00 Uhr angesetzt. Ich traue der Sache nicht ganz und bin um 08.30
Uhr bereits wieder inmitten dieses Chaos. Ich lasse mir das neue Ticket ausdrucken. Der Flug
ist neu auf 11.30 Uhr verschoben. Ich treffe zwei Franzosen aus Chamonix. Ihr Flug war
ursprünglich auch für 11 Uhr vorgesehen, neu wurde dieser aber auf 12.30 Uhr verschoben.
Da soll einer noch draus kommen! Die polnische Gruppe auf dem Wege zum Island Peak die
schon gestern hier war, konnte einchecken. Eins ist inzwischen klar: Trekking-Gruppen mit
Guides haben eindeutig Vorrang. Einzelpassagiere haben da keine Chance. Ob zusätzlich ein

Bakschisch dabei hilft, weiss ich nicht. Um 11 Uhr heisst es auf einmal den Rucksack auf die
Waage legen! Ich bekomme die Boarding Karte und passiere den Security check. In der
Abflughalle ist es wesentlich ruhiger und komfortabler. Auch die beiden Franzosen haben es
geschafft. Auf ihren Gesichtern lässt sich jedoch keine grosse Freude ablesen. Kunststück, sie
waren gestern auch schon hier als ihr Flug annulliert wurde. Durch diese Warterei sind sie, wie
viele andere, in Zeitnot geraten. Wie gestern ist der Flughafen Lukla wegen Wind wieder
geschlossen. Doch Sicherheit geht eindeutig vor. Seit dem Yeti-Crash von 2008, als der Pilot

bei schlechten Sichtverhältnissen die Landepiste verfehlte, ist man wohl vorsichtiger
geworden. Es ist schon halb drei. Niemand rechnet mehr damit heute noch fliegen zu können.



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