Page 15 - Willy Blaser - Philippinen
P. 15
Mit Familie Wyss und Schorno
Am 2. Tag wollte meine Frau etwas Besonderes anschauen und zwar die durch den Lahar ver-
sunkene Kirche von Bacolor. Ich war vor zwanzig Jahren schon einmal dort mit René Wyss. Die
Stadt liegt südwestlich von San Fernando (Pampanga). Als ob die Bevölkerung der Provinz Pam-
panga nicht schon genug durch den Ausbruch des Pinatubo im Juni 1991 gelitten hätte, kommt
es in der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober 1995 zu einer erneuten Katastrophe. Durch die hef-
tigen Regenfälle (die Philippinen werden jedes Jahr von etwa 20 Taifunen heimgesucht) haben
Laharlawinen in den Jahren nach dem Ausbruch von 1991 beinahe noch grössere Verwüstung
angerichtet als der Ausbruch selbst. Die Bevölkerung am Fusse des Vulkans wähnte sich mit ei-
nem Frühwarnsystem und dem Bau eines 20 Meter hohen und 60 Kilometer langen Dammes in
U-Form entlang des Pasig-Potrero Flusses in Sicherheit. Bis der Taifun „Ma-meng" kam. Durch
die heftigen Regengüsse läuft der Damm über und überschwemmt die tiefer gelegenen Gebiete.
In der Nacht kommt es zur Katastrophe. Gegen 22.00 Uhr lösen sich von den 25 Kilometer ent-
fernten Hängen des Pinatubo riesige Massen von Schlamm. Mit rasender Ge-schwindigkeit rollt
die Schlammlawine ins Tal. Nichts kann sie aufhalten. George, unser Führer des Pinatubo-Treks,
war in der Nähe, als es passierte: „Es war, als ob hunderttausend Pferde im Galopp vom Pinatubo
daherkamen" erinnert er sich, den Schrecken sichtlich noch in seinem Gesicht geschrieben. In-
nerhalb weniger Minuten wurden Brücken, Dämme, ganze Dörfer von den Schlammmassen
verschüttet.
So sah es damals aus…
Am meisten betroffen war das Städtchen Bacolor sowie die tiefer liegende Stadtteile von Porac.
Die meisten Leute können nur noch das nackte Leben retten. Die Einfahrt in die „Geisterstadt"
Bacolor erfolgt auf den Dächern der früheren Stadt! Von den 20'000 Häusern ist lediglich die
Kirche übrig geblieben. Der Zutritt erfolgt über das Fenster oberhalb des komplett verschütteten
Hauptportals. Aus dem Boden ragen sonst einzig noch die Dächer des Marktes und der Schule
heraus. Durch die meterhohen Massen von Schlamm konnte man die Hochspannungsmasten
beinahe mit der Hand berühren. 1996 wurde Bacolor nochmals mit Schlamm von 1½ bis 1 Meter
bedient. Die Hauseigentümer, welche in der Zwischenzeit zurückgekehrt sind, mussten ihre Häu-
ser nun schon zum 3. Mal neu bauen! Heute sind die Leute umsichtiger geworden und bauen