Page 34 - Willy Blaser - Weltreise
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Am 4. Tag klirren plötzlich in der Nacht die Fenster und die Betten beginnen zu zittern. Im
Moment denke ich an einen schwer beladenen Zug der vorbeifährt. Als es nach einigen
Sekunden aufhört, wird mir bewusst, dass es sich um ein Erdebeben handelte. Knapp eine
Stunde später fiel es wieder an, diesmal wesentlich stärker und viel länger. In den Zeitungen
war am darauf folgenden Tag davon aber nichts erwähnt. Kleine Beben, wie dasjenige von
Gestern, sind in Japan an der Tagesordnung.
Schon am ersten Abend machte ich Bekanntschaft mit dem japanischen Bad. Dies ist für die
Japaner eine Tradition und allabendlich ein gesellschaftlicher Treffpunkt. Nachdem man sich
auf einem Hocker im Vorraum eingeseift, gewaschen und gründlich abgespült hat, steigt man
ins Bad. Für die Japaner kann es nicht heiss genug sein. Nach den Herren baden die Damen.
Schuhe aus, Schuhe an, Slipper an, Slipper aus. Auch an diese Sitte muss man sich gewöhnen.
Auf keinen Fall darf man in einem Haus mit den Schuhen auf den Tatami-Matten herumlaufen.
Dazu gibt es eben die Slippers. Muss man auf die Toilette, gibt
Ich hatte nichts anderes erwartet: Reis ist in Japan das Hauptgericht. Vom Frühstück bis zum
Abendessen gibt es Reis in allen möglichen Variationen und zur Abwechslung zwischendurch
Nudeln. In den Restaurants sind die Gerichte in den Schaufenstern zur Schau ausgestellt,
natürlich auf japanisch angeschrieben. Selbstverständlich kann man in Tokio auch europäisch
essen. Ein winziges Entrecôte mit einem Dutzend Erbsen und sechses andere Slipper. Es gibt in
Japan zwei Arten von WC’s: die western style und japanese style, bei denen man im Gegensatz
zu den unsrigen steht. Pommes-frites kostet aber bereits um die 30 Franken!
Lake Kawaguchiko (Foto rechts mit Fujijama
Ich hatte in Tokio zahlreiche Sachen zu erledigen. Ich musste einen neuen Pass haben, die
Cholera-Impfung erneuern sowie das Visum für Taiwan beantragen. Nach sieben Tagen kann
ich endlich diesem „Ameisenhausen“ entfliehen und fahre nach Kawaguchiko, am Fusse des
Fujijamas. Das Wetter war leider nicht das beste. Der Berg war nur bis morgens 10 Uhr zu
sehen, dann wurde er in Nebel verhüllt. Von Kawaguchiko führt eine Strasse hinauf zum 5th
stage auf 2400 Meter. Von hier gelangt man in 5 -6 Stunden zum Gipfel. Gerne, wäre ich da
hinauf, aber bei diesem Wetter… Wesentlich mehr zu sehen als in Tokio gibt es in der alten
Kaiserstadt Kyoto. Ich bleibe dort aber nicht lange.