Page 20 - Willy Blaser - CVReise
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ist sehr schwierig, ja fast unmöglich. Bei einer Kreuzung steht ein Polizist. Als wir ihn nach dem
Weg nach Neu Delhi fragen, verwirft er nur die Arme. „Krieg, die Strasse ist gesperrt, letzte
Nacht wurden Amritsar und Ambala bombardiert!“. Na, so was hat uns gerade gefehlt!
Kriegsausbruch! Meine Güte! Und Beppu und Alois? Hoffentlich ist ihnen nichts passiert! Als
ob es eine Vorahnung war, vor einigen Wochen hatten wir vorsorglicherweise abgesprochen,

sollte irgend etwas schief laufen, dass wir uns anfangs Januar auf dem Campingplatz in
Mombasa (Kenia) treffen würden.


Der Polizist weigert sich uns durchzulassen. Fritz rastet aus und schreit ihn an: “I want to speak
with the highest policemen of this town!”. Der Polizist, sichtlich beeindruckt, willigt ein. Nach
einer Irrfahrt durch die Stadt, führt uns schlussendlich ein Rikschafahrer zum High Inspector of
Police, der mit einigen anderen höheren Herren in einem Park zusammen sitzt. Wir erklären
ihm, dass wir unbedingt noch heute nach Neu Delhi auf unsere Botschaft müssen. Auf die
Frage ob wir an unseren Fahrzeugen ein CD (Corp Diplomatique) haben, antwortet Fritz
geistesgegenwärtig „Nein, aber ein CH!“. Der Beamte erklärt uns danach sofort die Route über

Maler Kotla, Sangrur, Rothak nach Delhi. Auf dem Rückweg zu den Autos kreuzen wir den
ersten Panzer. Ein Modell, das aus dem 1. Weltkrieg stammen könnte. Eine riesige
Menschenmenge hat sich in der Zwischenzeit um unsere Wagen gebildet. Wir müssen fast
einige überfahren, damit wir weiterfahren können. Die Strasse ist sehr schlecht
gekennzeichnet. Nach einigen Umwegen erreichen wir Sangrur. Beim Auffüllen unserer
Wasserkannister treffen wir einen Österreicher. Er ist ganz aus dem Häuschen und meint wir
seien verrückt direkt auf die Front zuzufahren!


Sonntag, 5.12.


Die Strasse ist etwas besser markiert. Wir verfahren uns aber trotzdem wieder einige Male.
Die Einheimischen nach dem Weg nach Neu-Dehli zu fragen hat keinen Sinn. Sie sagen einfach
ja und zeigen in zwei verschiedene Richtungen. Schade, dass wir uns hier im Punjab nicht
mehr Zeit nehmen können. Die Landschaft mit diesen unzähligen Bewässerungskanälen ist

einzigartig schön. Einmal mehr müssen wir einen Umweg entlang einem Kanal nehmen. Nach
einigen Kilometern versperrt eine grosse Kette die Strasse. Es dauert eine Weile bis der
zuständige Mann mit dem Schlüssel gefunden wird. Beim Überholen eines Velofahrers
passiert Wolfi ein kleines Missgeschick. Er gerät mit dem vorderen rechten Rad in den
Strassengraben wodurch es uns die Antriebswelle herausjagt. Es sieht schlimmer aus als es ist.
Von Hand gelingt es uns diese wieder einzufügen. Bei dieser Gelegenheit kommt uns in Sinn,

dass sich fast sämtliches Werkzeug im „Pakistani“ Auto befindet. Um 13.00 Uhr erreichen wir
die Vororte von Neu Delhi. Nach kurzem Suchen finden wir den Campingplatz. Dieser ist
günstig gelegen. In wenigen Fahrminuten ist man mit dem Skooter-Rikscha beim Red Fort und
Connaught Place. Das Sapporo-Team ist auch hier. Die ganze Stadt steht unter „Black out“. Mit
Lautsprecher werden die Bewohner aufgefordert die Lichter in ihren Häusern zu löschen. Die



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