Page 33 - Willy Blaser - Swiss Frey's Peak Base Camp Trekking
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Dienstag, 17. Oktober: Bakhim Forest (2700 m) – Dzongri Alm (4085 m)
Der Gang zum WC-Zelt über die steile wackelige Holztreppe mitten in der Nacht war
wiederum ein kleines Abenteuer. Weshalb nur muss ich jede Nacht mehrmals aufstehen?
Dzongri heisst unser nächstes Etappenziel. Nochmals Tausend Höhenmeter. Der Weg geht im
gleichen Stil steil weiter. Einfach „bisturi, bisturi“ – langsam, laufen. Kurz vor Tshoka, einer
kleinen tibetanischen Siedlung, kommen die ersten Schneeberge ins Blickfeld. Wau! Bei einem
solchen Anblick vergisst man die Strapazen leichter. Es ist der Pandim und die Juponu-Gruppe.
In Tshoka (3050 m) angelangt gibt es eine Teepause. Wir marschieren durch die wenigen
Häuser an Gärten mit Senfblätter und Kohl vorbei. Ich bin nun mit Namgyal voraus. Eine
zeitlang folgen wir unseren Dzos. Diese laufen so ruckartig, dass wir des öfters kurz anhalten
müssen. Dies bricht meinen Rhythmus. Ich gebe Namgyal das Zeichen zum Überholen.
Namgyal erklärt mir dabei, dass die Tiere bis zu sechzig Kilos tragen. Allmählich geht der
Bakhim Forest House
Laubwald in Nadelwald über. Die schlanke Himalaya-Tanne prägt die Landschaft mit ihren
bizarren Formen. Der Weg besteht nun aus aneinander gereihten halbierten Rhododendron-
Baumstämmen, der Flache Teil nach oben. Eine Autobahn. Das Laufen über eine Weite Strecke
ist ganz angenehm so. Immer mehr kommen wir in die Rhododendron. Nicht kleine Sträucher
wie bei uns zu Hause, richtige grosse Bäume. Nach vier Stunden Aufstieg erreichen wir
Phedang (3550 m). Hier gibt es das Mittagessen. Das war nun schon ein hartes Stück Arbeit.
Meine Schwester klagt über Kopfschmerzen. Vermutlich die Anstrengung und die Höhe. Alles
anders als frischfröhlich geht es weiter. Ich bin erneut mit Namgyal voraus. Ich ziehe es vor
voraus zu laufen, vielleicht aus psychologischen Gründen. Den Dzos kann ich diesmal nicht
mehr folgen. Die Luft wird auch immer dünner, man sieht sie kaum mehr. Ich schnaufe wie ein
„Wahlross“. Namgyal ist zuerst erschrocken, aber keine Sorge, dies ist mein Stil. Es tönt
schlimmer als es ist. Don’t worry. Ich fühle mich nie im „roten“ so wie ich es auf meinem
Trekking in Pakistan erlebt habe. Nach relativ kurzer Zeit habe ich mich erholt und kann
wieder normal atmen. Langsam lichtet sich der Wald über uns. Weit kann es bis zur Anhöhe
nicht mehr sein. Und dann bin ich oben. Gebetsfahnen empfangen mich. Wir müssen eine
Höhe von ca. 4000 Meter erreicht haben. Bis zur Dzongri-Hütte geht es nun meistens flach.
Jeder Aufstieg ist eine Qual. Nach jedem Hügel folgt ein anderer. Wo ist denn diese „Scheiss“