Page 16 - Willy Blaser - zu den 5 Schatzkammern des Grossen Schnees
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Verspätung geht es los. Alle paar hundert Meter hält der Fahrer an um neue Passagiere
aufzuladen. Das Verladen des umfangreichen Gepäcks auf dem Busdach dauert jeweils eine
Ewigkeit. Um so wilder“ bolzt der Fahrer um die verlorene Zeit aufzuholen. Die Strasse führt
durch Teeplantagen. Langsam wird die Landschaft hügeliger und schon bald sind wir auf einer
Höhe von 1'500 Meter. Die Temperatur ist nun merklich kühler geworden. Auf dem Pass oben

angelangt stecken wir in dichtem Nebel.

In rascher Talfahrt geht es Tausend Meter hinunter und auf der anderen Talseite wieder

Tausend Meter hinauf. Anhand der Kilometersteine sollte die nächste grössere Stadt Ilam sein.
Taplejung wird wohl nicht mehr so weit weg sein. Die Weiterfahrt ist eine einzige Berg- und
Talfahrt. Unglaublich wie hügelig dieses Nepal doch ist! Um 14.00 Uhr erreichen wir Phidim.
Bis hier war die Strasse recht gut, doch jetzt folgt Naturstrasse. Die neue Strasse ist im Bau
und sollte 2012 fertig erstellt sein. Der jetzige Zustand ist jedoch in einem schrecklichen
Zustand. Etliche Passagen halte ich schlicht und einfach als unpassierbar. Nach links und rechts
schwankend, an der Grenze des Umkippens, meistert der Chauffeur jedoch die heiklen

Situationen auf bravouröse Manier. Bei den Talfahrten auf der Abgrundseite sitzend, stockt
mir der Atem einige Male. Mit aller Kraft reisst der Fahrer am Lenkrad um die
Haarnadelkurven zu bewältigen. Was wenn plötzlich die Lenkstange brechen würde? Am
meisten erschrocken bin ich allerdings ab seinen Einlagen mit dem Händy, als er einhändig
durch die Kurven manövriert, dabei die neben ihm sitzende Frau bittet ihm zu helfen das
Lenkrad zurückzudrehen! Die Strasse ist teilweise nun so schlecht, dass sie einem Bachbett
gleicht. Zwei der Buscrew eilen dem nur noch im Schrittempo vorwärts kommenden Bus
voraus um Steine in die tiefen Löcher zu werfen. Inzwischen ist es 18.00 Uhr. Hinter jeder

Bergkuppe erwarte ich Taplejung. Es ist finster geworden. Die Höllenfahrt geht unvermindert
weiter. Mein Sitz ist so unkomfortabel, ich halte es kaum mehr aus. Bei einer Ansammlung von
Häusern hält der Chauffeur plötzlich an und stellt den Motor ab. Hier werden wir
übernachten! In die Zimmer geht es über eine steile Hühnerleiter ins Obergeschoss. Es sind
ganz einfache Zimmer mit drei Holzpritschen. Zu Dritt werden wir hier schlafen. Seit gestern
habe ich erstmals etwas Probleme mit der Verdauung. Sollte ich in der Nacht die Toilette

aufsuchen müssen, werde ich mit einem kleinen Problem konfrontiert sein. Es ist mir nämlich
nach wie vor ein Rätsel wie sich die Einheimischen auf diesen Stehtoiletten den Hintern
putzen. Zum Nachtessen gibt es nur ein Menü: Dalbaht, Reis mit Linsenpuree. Wie überall wird
mit der Hand gegessen, vermutlich ohne diese vorher mit Seife gewaschen zu haben. En
Guete! Nach dem Mahl, sitzen die Leute noch ein wenig zusammen und trinken Tongba, ein
heisses Getränk aus fermentierter Hirse, das mit einem Bambus-Strohhalm aus einem grossen
Behälter der wie eine Gebetstrommel aussieht getrunken wird.











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