Page 18 - Willy Blaser - zu den 5 Schatzkammern des Grossen Schnees
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Bautätigkeit der Strasse bemerke ich nicht viel. An etlichen Stellen sind die Stützmauern und
der Wasserkanal auf der Bergseite bereits erstellt. Unterwegs begegnen wir einigen wenigen
kleinen Bautrupps, die mit rudimentärem Werkzeug arbeiten. Die Steine für die Mauern
werden noch alle von Hand zerschlagen. Mit diesem Eifer wird diese Strasse wohl nie fertig
werden. Weshalb nicht das Militär für den Strassenbau eingesetzt wird, das sonst den ganzen

Tag faul bei Kontrollen herumsteht? Durch den Regen der letzten Tage hat sich an einigen
Stellen, vor allem in Kurven, tiefer Schlamm gebildet. Ausgerechnet in einer solchen Kurve
bleiben wir stecken. Das linke Vorder- und ein Hinterrad haben sich in einem tiefen
Schlammloch eingefressen. Steine werden hinein geworfen, doch alles nützt nichts. Der Bus
macht keinen Wank, weder vorwärts noch rückwärts. Mittels einer Eisenstange werden grosse
Steinblöcke entfernt, doch der Bus bleibt weiterhin gefangen. In der Zwischenzeit sind alle
männlichen Passagiere, ausser mir und einem jungen „Glünggi“ mit Zopf und einem Halstuch

in den amerikanischen Farben, ausgestiegen um den Bus zu stossen. Der Fahrer fordert ihn auf
zu helfen, doch dieser weigert sich. Was für ein Lümmel. Beim ersten Versuch gelingt es
beinahe den Bus zu befreien Ich bin nun ebenfalls ausgestiegen. Mit vereinten Kräften klappt
es endlich, ziehe dabei aber einen Schuhvoll Schlamm heraus. Durch den brüsken
Vorwärtsruck schlägt es mir dummerweise auch die Bustüre in den Rücken.


Die Busmannschaft und der Chauffeur sind bis über die Ohren dreckig. Nach einer Stunde geht
es weiter. Sehr weit kommen wir allerdings nicht. Schon von weitem erblicken wir oben an der
Bergflanke eine stehende Kolonne von Jeeps. Wir ahnen Böses. Wir steigen aus und
marschieren zur betreffenden Stelle. In einer Linkskurve steckt ein Lastwagen und versperrt
die Strasse. Die Kardanwelle ist gebrochen. Die Reparatur soll noch etwa eine Stunde dauern.

Businsassen wissen, dass es einige Kehren weiter oben ein kleines Teehaus gibt. Wir
beschliessen dort auf den Bus zu warten. Ach wie gerne ich auch von diesem erfrischenden
Brunnenwasser getrunken hätte, so was ist jedoch für Ausländer aus gesundheitlichen
Gründen zu unterlassen. Zwei Mädchen treffen mit ihren mit Gras beladenen Hotten ein und
füttern die drei hungrigen Geissen. Auch wir haben Hunger. Es gibt gebratene Nudeln und Tee.
Das Warten dauert nun schon eine Ewigkeit. Ich verstehe nicht, weshalb niemanden nach

Taplejung anruft um uns einen Jeep entgegen zu senden. So warten wir weiter. Ein Hupen und
ein Motorenlärm lässt uns aufspringen. Ist das unser Bus? Effektiv, nach nur drei Stunden geht
die Fahrt wieder weiter. Die Strecke nach Taplejung wird immer krimineller. Doch um 17.00
Uhr haben wir es geschafft. Endlich sind wir an unserem Ausgangspunkt angekommen. Die
Stadt ist an den Hängen einer Bergflanke gebaut. Unser Hotel, das Orchard Guest House liegt
etwas weiter unten. Unsere Leute, Sherpa Purba, und Aso sind schon seit gestern hier. Um
morgen zum Trekk starten zu können, muss Lakpa zuerst noch drei Träger verpflichten und
noch verschiedene Einkäufe für die Küche tätigen.









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