Page 21 - Willy Blaser - zu den 5 Schatzkammern des Grossen Schnees
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oben, in Ghunsa leben Tibetaner. Ansonsten finde ich Taplejung eine enttäuschende Stadt.
Wie überall in Nepal, auch in den entlegensten Orten, herrscht eine allgemeine Händy-Mania.
Ein Internet, Zugang zu Information, Bildung und zur Aussenwelt gibt es nicht oder habe
keines gefunden. Es ist auch ratsam für das Trekking alles aus Kathmandu mitzunehmen, denn
die Auswahl an Trekking- Zwischenverpflegung ist entgegen dem Khumbu- und

Annapurnagebiet, recht mickrig.

Um Viertel vor eins ziehen wir endlich los. Lakpa konnte doch noch drei junge Burschen

verpflichten. Das Wetter ist bewölkt, angenehm zum Marschieren. Für einmal startet das
Trekking nicht gleich mit einem steilen kräfteraubenden Aufstieg. Die erste halbe Stunde geht
es schön gemütlich durch grosse Kardamonplantagen leicht bergab. Wir marschieren
gemütlich. Alle dreissig Minuten legen die Träger ihre Lasten für eine kurze Pause ab. Dann
geht es aber rapide zu einem Fluss hinunter über die erste Hängebrücke. Bei der Traverse
eines erodierten Schräghanges passe ich eine Zehntelsekunde nicht auf und schon stürze ich
zwei Meter den Hang hinunter, verstauche mir dabei den linken kleinen Finger. Über einen

Bergrücken geht es anschliessend erneut auf einem steilen, schlechten und mühsamen Weg
voller Steine, zum Tamor Khola (Khola = Fluss) nach Mitlung hinunter. Um 17.00 Uhr erreichen
wir das Tagesziel. Wir sind alleine auf dem kleinen Zeltplatz. Die Küche ist dummerweise
hinter uns, so gibt es bei der Ankunft keinen Tee, wie jeweils bei Tashi auf dem Sikkim-
Trekking. Dies wird sich aber in den nächsten Tagen sicher einpendeln.


Diese erste kurze Etappe ging bereits schon ganz schön ans „Limit“. Solch steile Abstiege sind
seit meinem Unfall mein grosses Problem. Aus Angst das ganze Gewicht auf das lädierte
Gelenk zu belasten, geh ich meistens mit dem linken Fuss voran, brauche dabei einen solchen
Kraftaufwand, dass ich unten angelangt vor Erschöpfung wie ein Pferd keuche. Wenn mich
jemand an diesem Tag gefragt hätte, ob ich ins Basecamp komme, hätte ich es glattweg

verneint. Doch man soll ja bekanntlich die Flinte nicht gleich ins Korn werfen. Morgen ist ein
anderer Tag.

















Gemütlicher Start durch Kardamonplantagen








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