Page 23 - Willy Blaser - zu den 5 Schatzkammern des Grossen Schnees
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übernachten um mich besser erholen zu können. Doch man hört nicht auf mich und will
unbedingt weiter nach Chirwa, das in etwa drei Marschstunden erreicht werden soll. Schon
bald spüre ich, dass mir die Kraft dazu fehlt. Meine Batterien sind leer. Die Gefahr bei
Müdigkeit zu stolpern oder Misstritte zu machen wird zunehmend grösser. Absichtlich lauf ich
so langsam, dass Lakpa endlich begreifen müsste, dass wir so nicht bis nach Chirwa kommen.
Beim nächsten Halt, frägt er mich schlussendlich doch, ob ich hier übernachten möchte. Mit
meiner barschen Verneinung und der sarkastischen Bemerkung, dass wir doch gleich bis in
Basecamp gehen könnten, scheint er die Situation erkannt zu haben. Tja, ein guter Bergsteiger
ist nicht unbedingt ein guter Führer. Dieser muss erkennen können, wenn sein Kunde Mühe
hat. Klar ist mir bewusst, dass es manchmal nicht einfach ist, abseits der offiziellen
Etappenorte einen Platz zum Kochen und campen zu finden. So auch hier. Der Lehrer,
unfreundlich und sehr erbost, verbietet uns vorerst hier zu bleiben, willigt aufgrund der
Notfallsituation schlussendlich gegen ein Entgelt von fünfhundert Rupien ein! Müde,
verschwinde ich augenblicklich im Zelt. Mein Puls schlägt noch immer ziemlich hoch. Ich habe
auch keinen Hunger. Meistens gibt es zum Aperitif Tee und Popcorn. Beim Nachtessen erzählt
mir Lakpa, dass es heute erneut Probleme mit einem Träger gegeben habe. Kurz nach dem
Mittagessen, sei dieser zusammen mit einem grossen Wasserbecken verschwunden,
desertiert! Es blieb nichts anderes übrig als die Last auf die drei verbleiben Träger zu verteilen.
Weg nach Sinuva