Page 28 - Willy Blaser - zu den 5 Schatzkammern des Grossen Schnees
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ein Check Point. Das Trekking Permit muss vorgewiesen werden, zudem ist eine
Eintrittsgebühr von zweitausend Rupien für den Eintritt in den Kangchenjunga-Nationalpark zu
bezahlen. Lakpa fordert mich auf diese Summe zu bezahlen, obwohl ich eigentlich der
Meinung war dies sei in der Tagespauschale inbegriffen. Ich werde das bei der Rückkehr mit
Kami abklären.
Ich entscheide für das Mittagessen später anzuhalten. Über eine lange Hängebrücke geht es
auf dem linken Ufer des Tamor durch einen dschungelähnlichen Wald mit vielen
Kardamonplantagen. Ich bin mit Lapka weit voraus. Der Weg dem Fluss entlang ist leicht, eine
Autobahn. Zum tosenden Rauschen des Flusses gesellt sich nun auch noch das laute Zirpen der
Grillen in den Bäumen. Unzählige grosse buntfarbige Schmetterlinge fliegen herum, als ob wir
uns in einem Schmetterlingsgarten befänden. Bei jedem Tritt verscheucht man auch Dutzende
von grossen, fetten Heuschrecken. Der Weg führt nun über steile Steintreppen hinauf. Schnell
gewinnen wir an Höhe. Mitten im Aufstieg erleide ich einen Hungerast. Eindeutig ein Zeichen
falscher Verpflegungsplanung. Zum Glück finde ich in meinem Tagesrucksack einen alten,
angeschnittenen Apfel. Dieser wirkt Wunder. Bei der nächsten Siedlung warten wir auf unsere
Mannschaft. Es vergeht eine Weile bis zuerst Aso erscheint. Wir werden hier Mittagessen und
dann weiter nach Sekathum (1660 m) ziehen, da es dazwischen keinen idealen Ort zum
Übernachten geben soll. Drei Stunden bedeuten für mich aber immer vier Stunden. Erneut
fühle ich mich nicht fähig nach dem Mittagessen noch solange zu marschieren. Mit vollem
Magen kann ich sowieso keine Höchstleistung erbringen. Ich denke, dass wir für solch lange
Etappen auch viel zu spät starten. Wir könnten ruhig am Morgen eine Stunde früher losziehen.
Auf meinen Wunsch bleiben wir hier.
Ich bin mir bewusst, dass mit diesem Tempo sogar das gekürzte Programm in Frage gestellt ist
und ich so nicht einmal nach Ghunsa (3600 m) kommen werde. Interessant soll es ja erst kurz
vor Kambachen mit dem Blick auf den Jannu oder Kumbhakarna (7710 m) werden. Bis dorthin
geht es aber noch vier lange Etappen, alle mit sieben Stunden Marschzeit angegeben. Wenn
nicht bald eine markante Steigerung eintritt, dann kann ich sogar auch Pangpema vergessen.
Im letzten Teil des heutigen Aufstieges habe ich zudem plötzlich auch wieder das bekannte
Stechen in der Innenseite des linken Knies sowie im Fussgelenk verspürt. Ist dies ein
Warnzeichen? Was wenn sich diese Probleme auf dem weiteren Weg verschlimmern? Und
nicht vergessen, jeden Meter den ich hinauf gehe muss ich auch immer wieder zurück. Ich
werde morgen einen Entscheid fällen müssen.