Page 10 - Willy Blaser - Trekking zum Kangchenzunga, 2. Versuch
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Hauptweg rutsche ich aus und lande zwei Meter tiefer unten. Ich kann mich gerade noch an
einem Baumast festhalten. Ich weiss nicht, ob über diesen Zwischenfall lachen oder weinen
soll. Zum Glück hat ein Träger meine Einlage mitbekommen und befreit mich aus meiner
misslichen Lage. Ich hätte ansonsten um Hilfe rufen müssen! Thanks. Wie schnell doch so ein
Blödsinn passieren kann.
Blick zurück Richtung Taplejung – Die Schule in Tembewa
Der Weg führt durch goldgelbe Hirsenterrasenfelder zum Bach hinunter. Wir passieren
zahlreiche geschmückte Häuser. Die Leute sind sehr freundlich und lassen sich gerne
fotografieren. Mit meinen neuen Bergschuhen bin ich nicht ganz zufrieden. Diese drücken mir
zwar nicht mehr auf die Operationsnarbe oberhalb des Fussgelenkes, doch nach
Dreiviertelstunden spüre ich wie meine Zehen einschlafen. Vermutlich liegt es aber ganz
einfach daran, dass ich diese viel zu wenig „einmarschieren“ konnte. Ich führe daher in
meinem Tagesrucksack auch meine Turnschuhe mit. So kann ich jederzeit wechseln. Probleme
machen mir die Schuhe aber auch beim Abstieg auf diesem feuchten, glitschigen Boden.
Obwohl sie mit Vibram-Sohlen versehen sind und eigentlich rutschfest sein sollten, habe ich
das Gefühl auf einer Eisbahn zu laufen. So kommt es ab und zu zu einigen unfreiwilligen
Glissaden, wodurch ich mich noch mehr verkrampfte. Ich bin auch erstmals mit zwei Leki-
Stöcken unterwegs. Hinauf ist es wirklich ein grosser Vorteil, beim Abstieg hingegen weniger.
Bei mir ist der Abstieg immer ein Kraftakt. Seitdem ich mit meinem ausgestreckten rechten
Fuss frontal mit einem Auto kollidierte, habe ich panische Angst mit diesem voranzugehen. Es
ist wie eine psychiche Blockade. Ich steige daher meistens seitlich mit dem Linken Bein ab. Oft
sind die Stufen aber so hoch, dass ich mein ganzes Gewicht auf die Stöcke lege um den Schritt
abwärts zu tun. So was geht in die „Arme“ und ich dann oft völlig ausgepumpt. Fritz hat mir
beim Abwärtslaufen einigemale zugeschaut und den Kopf geschüttelt wie „blöd“ ich laufe. Ich
habe versucht seinem Rat zu folgen, aber dies lernt man halt nicht von einem Tag auf den
anderen.
Ich bin froh und erleichtert den Abstieg hinter mir zu haben. Nach der Brücke geht es endlich
hinauf. Ja, endlich, denn im Aufstieg kann ich zeigen, dass ich konditionell gar nicht so schlecht
bin.