Page 2 - Willy Blaser - Philippinen
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verspricht einen wunderschönen Festtag. Schon frühmorgens säumen Tausende von Filipinos
die Hauptstrasse, um dem Festumzug beizuwohnen. Kurz vor 09.00 Uhr gibt es einen gewal-
tigen Knall. Gebannt blicken die Leute auf einen ungeheuren Aschenwolkenpilz, der sich bis
25 Kilometer hoch in den Himmel über dem Mount Pinatubo erhebt. Eine in Panik geratene
Menschenmenge stürmt zum Busbahnhof und schreit «wir wollen fort, egal wohin, nur weg
von diesem Berg». Auch die umliegenden Städte und Dörfer sind alle von panischer Angst er-
fasst. Die Gefahrenzone wird von 20 auf 30 Kilometer erweitert. Doch niemanden konnte zu
diesem Zeitpunkt erahnen, was für ein Inferno in den nächsten Tagen folgen würde. Ein wie-
terer Ausbruch sendet am 13. Juni neue Aschenwolken in den Himmel. Nach 24 Stunden ab-
flauender Aktivität bricht der Vulkan am 14. Juni um 13.09 Uhr erneut aus. Zu allem Unglück
nähert sich zur gleichen Zeit auch noch der Taifun «Diding» mit 100 Km/Std dem Gebiet. Mit
gemischten Gefühlen erwarten die Leute das Morgengrauen des 15. Juni, denn die Experten
befürchten an diesem Tag ein grosser Ausbruch. Um 08.00 Uhr wird die erste einer Folge von
pausenlosen Eruptionen registriert. Die zwanzig Kilometer breite Aschenwolke breitet sich
explosionsartig nach unten aus. Die Sturmwirbel peitschen das Gewölk über Angeles, wo ein
feiner, erstickender Schlammregen niedergeht. Gegen Mittag wird es stockdunkel.
Bild © USGS: Der Ausbruch vom 15. Juni 1991
Die Erde beginnt unaufhörlich zu beben. Fast alle zehn Minuten werden Erschütterungen
zwischen 6,5 bis 7,7 auf der Richterskala gemessen. Die Bodenerschütterungen werden sogar
in den Wolkenkratzer in Manila in hundert Kilometer Entfernung gespürt und bald beginnt
es auch dort Asche zu regnen. Der internationale Flughafen muss geschlossen werden. Grelle
Blitze zucken gespenstisch durch die Finsternis. Die Leute wissen nicht mehr, wohin sie sich
in Sicherheit bringen sollen. Durch die Taifunwinde werden mehrere Milliarden Kubikmeter
Asche aufgewirbelt. Gegen Abend stürzt ein etwa 400 Meter breiter Bereich des ausgehöhl-
ten Vulkangipfels in sich zusammen. Die Wucht des Einsturzes lässt den Vulkan erheben.
Durch die gewaltige Erschütterung brechen die Dächer tausender Wohnhäuser, Schulen und
Verwaltungsgebäude unter der tonnenschweren nassen Aschenlast zusammen. Dutzende
von Menschen werden darunter begraben. In Olongapo stürzt das 150-Betten Stadtspital zu
einem Trümmerhaufen ein. In Angeles suchen Menschen Schutz vor dem prasselnden
Aschenregen in den Hallen des Busbahnhofs. Das Flachdach aus Wellblech kann wegen der
Aschenlast (nasse Asche ist schwerer als nasser Schnee) jederzeit einstürzen. Der Busbahnhof