Page 10 - Willy Blaser - CVReise
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Dienstag, 9.11.


Wann wird es endlich wärmer Herrgott noch mal? Die vergangene Nacht habe ich im
Waschsaal des Campingplatzes verbracht. Beppu und neuerdings auch Alois, haben sich
meiner Idee angeschlossen. Einfach wahnsinnig diese Kälte! Wenn ich daran denke, dass es im
Gebiet von Erzurum noch kälter werden soll… Beni der soeben aus der Hochgebirgs-RS kommt
hat gut bluffen nur im Pyjama herumzustehen. In Sungurlu, einem kleinen Dorf abseits der
Strasse, halten wir an um Brot einzukaufen. Kaum steht unser Konvoi still, werden wir von

Schulkindern fast erdrückt. „English? English? How are you?“. Ab und zu verjagt der Lehrer die
Kinderschar, doch ohne Erfolg. Nur mit viel Mühe gelingt es uns die Fahrt fortzusetzen. Die
Landschaft ist furchtbar kahl. Ab und zu begegnen wir Hirten mit riesigen Schafherden.
Interessiert schauen uns einige Hirtenbuben beim Mittagsstopp zu wie wir „tschutten“. Ja, bei
jeder Gelegenheit die sich ergibt sind wir am „tschutten“. Sogar Alois spielt nun mit, er der
sonst immer bei jedem Halt die Kerzen und den Ölstand kontrollierte! Aber wir müssen
unbedingt etwas Bewegung haben, wir können nicht den ganzen Tag in unseren „Kisten“

sitzen. Fussballspielen gehört zu unserem täglichen Programm. Einige Fahrminuten nach
Merzifon halten wir bei einem Landhaus zum Übernachten an. Der Wirt spricht nur türkisch!
Ausser „Cis-Kebab“ verstehen wir auf der Speisekarte nichts. Dies ist nicht weiter tragisch, wir
gehen einfach in die Küche und schauen in den Pfannen nach was es zu essen hat. Wie üblich
spielen wir nach dem Essen „Guggithaler“. Der Wirt schaut unserem Spiel aufmerksam zu, bis
er selbst die Karten von Alois übernimmt und mitspielt! Wie hat er das nur so schnell kapiert?
Oder ist der Guggithaler eventuell sogar ein türkisches Volksspiel?


Mittwoch, 10.11.


Die Nacht war wiederum bitter kalt. Gemäss dem Polyglott Reiseführer soll es an der Küste
des Schwarzen Meeres nun endlich wärmer werden. Die Temperatur ist effektiv wesentlich
angenehmer als wir mittags in Samsun ankommen. Der Campingplatz ist verwaist. Wir sind die
einzigen. Heute ist Badetag! Dies wollten wir ja schon in Thessaloniki tun. Das Wasser ist aber

auch hier nicht wesentlich wärmer. Trotzdem baden alle, ausser Fritz dem es zu kalt ist. Um
17.00 Uhr wird es bereits dunkel. Mit diesem frühen Einnachten haben wir nicht gerechnet
und damit auch das Beleuchtungsproblem bei der Planung der Reise ausser Acht gelassen. Als
Folge müssen wir nun bei Kerzenlicht abkochen. Da man ohne Licht nicht viel unternehmen
kann, nicht einmal „Guggithalern“, sind wir bereits früh in den Zelten.


Donnerstag, 11.11.


Endlich haben wir einmal nicht gefroren! Das Wetter ist schön. Die Sicht entlang der Küste ist
herrlich. Wir fahren höchstens drei Stunden.






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