Page 26 - Willy Blaser - Philippinen
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komben, unterhalb der Folterkammer, mehr als 400 Tonnen Gold im Wert von 7 Milliarden

        USD  liegen  würden.  Auf  sowas  hatte  Präsidentin  Aquino  nur  gewartet!  Die  Bewilligung
        wurde auch sofort erteilt. Da das Fort Santiago wurde wegen Restaurationsarbeiten vor-
        übergehend geschlossen. Das Projekt wurde durch die von Robert Curtis neugegründeten
        Firma, die International Precious Metals (IPM) durchgefuhrt mit McDougald als Partner. Die
        Arbeiten am Tunnel begannen ganz normal: Teams junger philippinischer Arbeiter gruben
        rund um die Uhr, und zum Schutz vor Einstürzen wurden Teile stabiler Holzverbauungen
        eingebaut.  Die  Gefahr  von  Sprengfallen  war  allgegenwärtig.  Am  häufigsten  wurden  500,

        sen.  Pfund  schwere  Fliegerbomben  mit  verändertem  Abschussmechanismen  eingesetzt.
        Eine Erschütterung genügte, um den Zünder auszulösen. Es wurde auch Gift verwendet. Die
        Japaner versteckten kleine Flaschen mit Natriumcyanid oder Kaliumcyanid in die Erde, die
        leicht zerbrachen. Man benützte sogar Schwefelsäure, das sich mit dem Zyanid vermischte
        und  Blausäuregas  freisetzte.  Curtis  hatte  strikte  Anweisungen  gegeben,  dass  beim  Fort-
        schreiten des Grabens stets ein Stützgerüst angebracht werden sollte. Er konnte aber nicht
        rund  um  die  Uhr  vor  Ort  sein.  Als  der  Druck  zunahm,  ihr  Ziel  zu  erreichen,  wurden  die
        Arbeiter  und  Vorgesetzten  nachlässig.  Zwei  Männer  arbeiten  nach  Mitternacht  tief  im

        Tunnel und kommen gut voran. Vor dem Traggerüst löste sich plötzlich ein Sandfalle. Der
        Sand strömte herab und füllte den Tunnel über ihren Köpfen. Es vergingen Minuten, bis ein
        anderer Arbeiter hereinkam und herausfand, was passiert war. In aller Verzweiflung gruben
        die Retter einen Mann aus der Tiefe, der später verstarb. Der zweite Mann war bereits tot.
        Das Unglück wurde in der Presse zum Skandal und im Senat wurden empörte Forderungen
        nach einer umfassenden Untersuchung laut. Der philippinische Senat stoppte das Projekt

        und  verabschiedete  eine  Resolution,  in  der  Aquino  aufgefordert  wurde,  Ausländern  die
        Schatzsuche auf den Philippinen zu verbieten. Curtis musste vor einem Senatsgremium er-
        scheinen, wo  ihm  vorgeworfen wurde, ein Nationaldenkmal geschändet zu haben. Präsi-
        dentin Aquino unterstützte Curtis, und als der politische Sturm allmählich nachliess, geneh-
        migte sie die Fortsetzung der IPM jeweils neunzig Tage lang. Curtis glaubte, dass er nun nur
        noch wenige Meter vom Tresor entfernt war, in dem der Schatz lag. Er brachte ein Bohr-
        gerät mit und bohrte sich hinein. Es war das Bohrloch Nummer 12 das sich auszahlte. Am
        23. April 1988 stiess der Bohrer auf Gold-, Marmor- und Holzfragmente. Curtis wusste von
        Ben Valmores, dass es sich um Goldbarren handelte, die in Holzkisten auf Marmorplatten

        ruhten.  Er  war  offensichtlich  am  Ziel  angekommen.  Darüber  hinaus  zeigten  seine  elekt-
        ronischen Sensoren an, dass sich links von seinem Bohrloch etwas befand, möglicherweise
        ein Ölfass mit kleinen Goldbaren und loser Diamanten dass Millionen wert sein könnte. Mit
        der  Ankunft  von  Curtis‘  Firmenmitinhabers  aus  den  USA,  George  Wortinger,  und  einem
        neuen Partner, Ernie Whittenburg, angeblich ein Bauingenieur, begann das Projekt schief zu
        laufen. Man munkelte, dass das Vermögen von Whittenburg aus dem Drogenhandel stam-

        mte.  Curtis  wollte  unter  diesen  Umständen  nicht  mehr  mitmachen.  Als  Folge  drehte
        Whittenburg  der  IPM  den  Geldhahnen  zu  und  Curtis  stand  pleite  da.  Erst  nachdem  sich
        Curtis aus dem Projekt zurückzog, wurde die Ausgrabung mit dem neuen Partner  fortge-
        setzt. Und sie hatten sofort Glück. Laut einem Mitglied des Teams haben sie ein Ölfass mit
        24  kleinen  Goldbarren,  Gold-  und  Silbermünzen  sowie  Juwelen  geborgen.  Einmal  mehr
        musste ein frustrierter Curtis mit leeren Händen in die USA zurückehren.
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