Page 10 - Willy Blaser - Philippinen
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Gerichtsurteil in Hawaii


        Im Februar 1986 musste die Familie Marcos ins Exil nach Hawaii (USA) fliehen. Roxas mag
        zwar ein geschlagener Mann gewesen sein, aber er war kein Dummkopf. Damit er weiterhin
        um seinen Anspruch kämpfen konnte, gründete er im selben Jahr mit Felix Dacaney, einem
        Freund aus Kindertagen der in den USA wohnte, die Golden Buddha Corporation (GBC) und

        übertrug seine Rechte der Corporation ab. 17 Jahre nachdem ihm «sein» Buddha wegge-
        nommen wurde, reichte er im März 1988 beim Obersten Gerichtshof in Hawaii eine Klage
        gegen Marcos ein. Er brauchte hierzu jedoch einen Anwalt. Wie es dazu, kam ist eine ganz
        lustige Geschichte. Eines Nachmittags bekam Anwalt Cathcart (damals im Ruhestand) eine
        Mitteilung die an alle Anwaltskanzleien im ganzen Land verschickt wurde, in der detailliert
        beschrieben wurde, wie ein philippinischer Schlosser seinen Präsidenten Ferdinand Marcos
        verklagen möchte, weil er ihm einen goldenen Buddha und verschiedene Schätze gestohlen


        hatte, die er auf den Philippinen entdeckt hatte. Cathcart erzählte, wie er die Bitte der GBC
        um Rechtsbeistand mit Ungläubigkeit las. „Der mutige Schatzsucher hätte gegen die Macht
        von Ferdinand Marcos doch keine Chance“, dachte er. Er fand das Ganze ziemlich lächerlich
        und naiv und warf den Flyer hastig in den Mülleimer unter seinem Schreibtisch. Als er am
        nächsten Morgen wieder Büro seinem war, stellte er fest, dass das Reinigungsteam ihn am
        Abend zuvor nicht besucht hatte.  Als er seinen Stuhl drehte, um an seinem Schreibtisch
        Platz zu nehmen, bemerkte er, dass der GBC-Flyer immer noch im Mülleimer lag. Er  er-
        zählte, wie ihn ein Gefühl von Gerechtigkeit und Verantwortung überkam, als er den zerknit



















                                                         Anwalt Cathcart

        terten  Flyer  wieder  fand,  die  Kaffeeflecken  abwischte  und  die  Telefonnummer  wählte.
        Cathcart war überrascht wie viele Beweise es gab, die seine Klage untermauerten. Roxas
        forderte Schadensersatz, nicht nur für die Folter, die er erlitten hatte, sondern für den gol-
        denen Buddha, die Edelsteine und alle dazugehörigen Gold, dass die Marcos‘ Männer nach-

        träglich noch aus dem Tunnelsystem geholt hatten. Das Team Cathcart überprüfte die Be-
        hauptungen ihrer Klienten sorgfältig und kam zum Schluss, dass es sich um einen fundierten
        Rechtsfall handelte. Präsident Marcos verstarb am 28. September l989. „Bongbong“ Mar-
        cos, sein Sohn,  sagte an seiner Stelle der Jury unter Eid aus, dass er weder der Buddha noch
        der riesige Goldvorrat, den sein Vater besitzen sollte, je gesehen hatte. Die Verteidigung
        behauptete, es sei alles nur eine Fantasie. Die erste Herausforderung für die Anklage war

        daher Zeugen zu finden, welche beweisen konnten, dass der Goldene Buddha existierte und
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