Page 9 - Willy Blaser - Philippinen
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nehmbar war. Seine Ehre hatte ihn dazu veranlasst, auf das Geld und die Sicherheit zu ver-

        zichten, die er so dringend brauchte.






















                                             Der falsche Buddha aus Messing

        Die liberale Oppositionspartei scharte sich um Roxas, da sie eine Chance sah, gegenüber
        Marcos an Boden zu gewinnen, und ermutigte ihn, vor dem philippinischen Senat auszu-
        sagen, was  Macos  als  einen  politisch  motivierten Angriff  auf seine Person empfand. Der

        Anlass sollte im August 1971 stattfinden. Roxas wollte dabei vor laufender Kamera die wah-
        re  Geschichte  des  Buddhas  erzählen,  als  Marcos-Agenten  Bomben  und  Granaten  in  die
        Menge warfen. Neun Menschen wurden dabei getötet und 96 schwer verletzt. Es wird ge-
        munkelt, Sicherheitsleute des Palastes hätten die Anweisung erhalten, Roxas am Sprechen
        zu hindern und ihn zu töten. Roxas blieb unverletzt, konnte aber seine Geschichte nicht er-
        zählen. Der Vorfall wurde als „Golden-Buddha-Affäre“ bekannt Marcos drohte fortan, jeden

        zu verfolgen, der ihn und seine Verwandten mit der Beschlagnahmung des Buddhas in Ver-
        bindung brachte. Roxas musste sich zunehmend vor Marcos‘ Männern verstecken, wurde
        aber immer wieder aufgegriffen und gefoltert. Weil er nicht zur Gerichtsverhandlung wegen
        seines angeblich illegalen Waffenbesitzes erschien, wurde er erneut verhaftet. Im Januar
        1973 wurde er nach Baguio gebracht, wo er angeblich mit elektrischen Schlägen und Ziga-
        retten  gefoltert  wurde.  Bemerkenswerterweise  verriet  Roxas  nie  den  Ort  seiner  Schatz-
        stätte, da er wusste, dass dies sein Todesurteil zur Folge hätte. Schliesslich, kam Marcos zu
        dem Schluss, dass es zwecklos sei, Roxas weiter zu foltern, und liess ihn nach einer Haft-

        strafe von fast zwei Jahren frei. Marcos war rücksichtslos. Er hatte nicht aufgegeben seine
        Aufmerksamkeit auf einzelne Mitglieder von Roxas‘ Ausgrabungsteam zu richten, die gefol-
        tert wurden. Verständlicherweise gestand einer der Bagger, nachdem man begonnen hatte,
        ihm einen Zahn nach dem anderen auszureissen. Das war das Ergebnis, auf das Marcos ge-
        wartet hatte. Im Laufe der nächsten zwölf Monate förderten Marcos‘ Männer eine riesige
        Menge Gold auf dem Gelände des Baguio-Krankenhauses. Ein Krankenhausangestellter, der
        behauptete, den Vorgang beobachtet zu haben ist Zeuge wie Marcos‘ Männer täglich zehn

        Kisten herausholten, und schätzte, dass die Beute aus fast elftausend Goldbarren bestan-
        den habe. Der Schatz war für Roxas endgültig verloren. Roxas blieb die nächsten zwölf Jah-
        ren unauffällig und wartete auf den Tag, an dem er erneut um seinen Schatz kämpfen kon-
        nte.
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