Page 18 - Willy Blaser - Philippinen
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Das Leben nahm seinen täglichen Lauf mit der Arbeit auf dem Reisfeld, bis er Roger Roxas
begegnete, der ab und zu nach Bambang kam, um nach vergrabenen Schätzen zu suchen.
Im Verlaufe der Jahre wurden Roxas und Ben Freunde, und eines Tages stimmte Ben zu,
Roxas eine Karte der Goldenen Lilie zu geben, die den Standort des Tunnelgewirrs hinter
dem Baguio-Krankenhaus zeigt. Als Roxas 1971 den Golden Buddha entdeckte, soll er ihm
als Dank eine prächtige Replika aus Gold der berühmten Kathedrale von Reims geschenkt
hsben. Die Kathedrale war fast einen halben Meter hoch, so gross wie eine Hochzeitstorte,
wunderschön handgefertigt und in jedem Detail der ursprünglichen mittelalterlichen Kirche
ähnlich, ausser, anstelle des grossen runden Buntglasfensters über dem Haupteingang wur-
de ein fein gearbeitetes Uhr-werk eingebaut wurde. Niemand wusste etwas über dessen
Herkunft, ausser, dass es aus Vietnam stammen müsste. Es handelte sich eindeutig um die
Arbeit eines Goldschmiedemeisters, angefertigt für einen wohlhabenden Gönner der ka-
tholischen Kirche in Hanoi, Hue oder Ho-Chi-Minh-City. Als er sich daran erinnerte, was Ro-
xas mit seinem goldenen Buddha widerfahren war, vergrub Ben die Kathedrale erneut in
einer Kiste im Hof seines Hauses in Dulao. Als General Fabian Ver später von Pol Giga er-
fuhr, dass Ben im Besitz einer Kathedrale aus massivem Gold war, entsandte Ver eine Gru-
ppe von Schlägern zu Bens Haus und drohte, seine Frau und seine Kinder erneut zu
terrorisieren. Ben hatte keine Wahl als das begehrte Objekt rauszurücken! (siehe Bemer-
kungen 2). Obwohl Prinz Takeda Ben nach dem Krieg nie mehr besuchte, schickte er 1984
einen Gesandten. Ben lebte vorübergehend in Manila, als eines Morgens ein Japaner, der
einem Sumo-Ringer ähnelte, mit einem schweren Koffer aus dem Bus stieg. Es war Colonel
Kasabuchi, einer von Takedas Stabsoffiziere während des Krieges. Er bat den einzigen Trike-
Fahrer, ihn nach San Fernando zu bringen. Er suchte nach einem Mann namens „Benha-
meen – Benjamin“, der während des Krieges Kammerdiener eines japanischen Prinzen ge-
wesen sei. Er war extra aus Tokio angereist, um Ben ein Geschenk des Prinzen zu über-
bringen. Sie verbrachten den ganzen Tag damit herumzufahren, um jemanden zu finden,
der Ben kannte. Wenn sie in das nur 1 ½ km entfernte Barrio Dulao gegangen wären, hätte
jeder Ben gekannt und dem Colonel genau sagen können, wo er zu finden sei. Am Ende des
Tages verliess der Colonel den letzten Bus zurück nach Manila mitsamt Koffer.
Als Ben sich schlussendlich mit einem Freund zum Versteck der beiden Kisten Gold unter
dem Mangobaum bei der Pingkiang-Brücke aufmachte, mussten sie feststellen, dass ein rie-
siger Taifun Sturzfluten verursacht hatte und die Brücke und die gesamte Böschung, auf der
die beiden Bäume standen, von den Fluten weggefegt wurden! Gold im Wert von Millionen
von Dollar, lagern seither irgendwo auf dem Grund des Pingkian-Flusses im Schlamm be-
graben. Mit dem Kauf seiner Ranch war es wohl vorbei und das hübsche Mädchen, dass er
laut Prinz Takeda heiraten sollte, hatte jemand anders geheiratet! Zwanzig Jahre nach dem
Krieg war Ben immer noch ein armer Reisbauer. Das Einzige, was Ben besass, war die ihm
von Prinz Takeda geschenkte japanische Wahlkampfmedaille. Alles andere war ihm entwe-
der gestohlen, beschlagnahmt oder ist verloren gegangen.