Page 20 - Willy Blaser - Philippinen
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es waren mindestens 300 Tonnen pro Jahr für die nächsten 10 Jahre! In den 1970er Jahren
produzierten die Philippinen lediglich 22 Tonnen pro Jahr. Curtis war skeptisch und hatte al-
len Grund, nicht an diesen Reichtum zu glauben, aber er war fasziniert von der Vorstellung,
dass es grosse Tresore gab, die nur darauf warteten gefunden zu werden. Marcos hatte
bereits 1965 in seinem ersten Präsidialjahr bei der Manila Railroad Company (heute PNR)
am Tutuban Terminal erfolgreich Goldbarren und Edelsteine ausgegraben. Ende 1975 flog
Curtis nach Manila und wurde von Marcos und seinen Gehilfen wie General Fabian Ver vor-
gestellt. Nebst Curtis luden die Marcosees auch einen schwedischen Hellseher ein, Olaf
Jonsson, der in Chicago lebte. Seine früheren Erfahrungen beim Auffinden von vergrabenen
Schätzen waren weltweit bekannt. Sowohl Imelada als auch Ferdinand Marcos waren von
psychischen Phänomenen fasziniert und glaubten an übernatürliche Kräfte. Sie hofften,
dass Jonsson würde Ihnen dabei helfen das Gold zu finden. Curtis beschrieb Marcos als ein
liebenswürdiger Gastgeber und war von seiner Intelligenz beeindruckt. Erst später fand er
heraus, dass Marcos auch „ein sehr rücksichtsloser Geschäftsmann“ war. Kurz nach seiner
Ankunft brachte er seine Gäste in seiner Yacht zu seinem Sommerpräsidentenpalast in Ma-
riveles (Bataan). Curtis wurde von General Ver in einen riesigen Raum im Keller gebracht,
um reihenweise Stapeln von Goldbarren zu untersuchen. Was Curtis schlussendlich überzeu
Mariveles: Treppe hinunter in den Goldkeller
te und bewog mitzumachen, war der überwältigende physische Beweis der vorhandenen
Menge an Gold, die ihm vorgelegt wurde. Curtis soll jedoch im Arbeitszimmer von Marcos
Büro aber noch etwas ganz besonderes gesehen haben: den goldenen Buddha von Roxas!
Dieser soll kleine Kerben und Kratzer sowie winzige Bohrlöcher am Hals aufgewiesen ha-
ben! (Siehe Bemerkungen 3) Die Anwesenden in Mariveles beschlossen und unterzeichne-
ten einen Vertrag, gemeinsam Ressourcen zu kapitalisieren, um nach weiteren Schatzkam-
mern zu suchen. Als Anteil stellte Curtis zwei Schmelzhütten aus seiner Fabrik in Nevada zur
Verfügung, die er nach Manila verschiffte. Curtis verstrickte sich immer mehr und immer
tiefer in all die verschiedenen Intrigen und wurde bald zu einer Schlüsselfigur. Als alleiniger
Inhaber der Schatzkarten wusste er, dass einige Leute vor nichts zurückschrecken würden,
um diese an sich zu reissen. So verbrannte er sie, ohne vorher eine Polaroidfotos aller Kar-
ten gemacht zu haben. Er versteckte diese anschliessend in das Verpackungspapier eines
Paketes für die USA.
Mit der gestohlenen Goldschmelzanlagen von Curtis nahm Marcos die Gold-Raffinerie, die
von Johnson/Matthey Chemicals, in Betrieb. Obwohl Marcos nun sein Gold in standardi-